Soziales Integration - Bremsen und Hindernisse für den Ausländer

Beim Lesen des Beitrags hat sich mir gerade eine Frage erschlossen. Also um meinen Gedankengang mal deutlich zu machen:

Nach dem Krieg musste schnell ein Wiederaufbau her. Deutsche Männer waren rar, viele sind im Krieg gefallen, teilweise noch in Gefangenschaft gewesen und viele zum Krüppel geworden. Man brauchte aber dringend gesunde Männer, die arbeiten konnten und nicht viel kosteten.

Deshalb holte man sich Gastarbeiter ins Land. Die erfüllten alle nötigen Vorraussetzungen und wurden für ihre Arbeit hier entlohnt. Aber von Anfang an wurde eigentlich überhaupt gar nichts zur Integration getan. Eher im Gegenteil wurden sie allesamt meist in sozial schwache Arbeitergegenden gesteckt, wo sonst kaum jemand wirklich wohnen wollte.

Meine Frage ist: War überhaupt jemals eine Integration geplant gewesen?

Nach meinem Verständnis sollten die Leute hier ein paar Jahre arbeiten, Geld verdienen und dann wieder freundlich mit feuchtem Händedruck und Aktivistenurkunde zur Grenze begleitet werden. Aber dann hat man sich irgendwann wahrscheinlich nicht mehr getraut, den Leuten abzudanken und sie wieder zurückzuschicken? Anders kann ich es mir bald nicht mehr erklären, dass man einerseits gar nix getan hat, um die Menschen zu integrieren, andererseits aber auch nichts, was dem Wort "Gastarbeiter" gerecht würde. Ein Gast kommt und geht - ein Immigrant kommt und bleibt. Hat man also sowas gar nicht geplant und steht nun vor den Scherben völlig falscher Politik?

Gruß,
Photon
 
Photon schrieb:
Deshalb holte man sich Gastarbeiter ins Land. Die erfüllten alle nötigen Vorraussetzungen und wurden für ihre Arbeit hier entlohnt. Aber von Anfang an wurde eigentlich überhaupt gar nichts zur Integration getan. Eher im Gegenteil wurden sie allesamt meist in sozial schwache Arbeitergegenden gesteckt, wo sonst kaum jemand wirklich wohnen wollte.

Gruß,
Photon

Da muss ich dir Recht geben.
 
phip schrieb:
Wenn es hier auch Gegenbeispiele gibt... Die Regel ist es nunmal nicht, dass sich türkische Ausländer besonders gut in der Gesellschaft assimilieren... Und da kann mir jemand auch was anderes erzählen: Hauptgrund dafür ist die unterschiedliche Religion...

Was ist denn für dich "Religion"?! Religionen wurden schon immer so ausgelegt, wie bestimmte Menschen oder Bevölkerungsgruppen sie gerade haben wollten. Der Islam ist genau wie der christliche Glaube, die beide aus dem jüdischen Glauben hervorgegangen sind, eine friedliche Religion. Alle drei Weltreligionen sind in den Kernwerten sehr ähnlich. Man sollte nicht vergessen, dass es auch fundamentalistische Christen (ich denke da an jüngste Entwicklungen im Süden der USA) oder radikal-orthodoxe Juden zur Genüge gibt, die ihre gefährlichen Ansichten ebenso aus den jeweiligen heiligen Schriften ziehen, wie es ganz normale Protestanen, Katholiken und Juden tun.

Was allerdings stimmt ist, dass der Glaube für viele türkischstämmige Menschen eine größere bzw andere, archaischere Rolle spielt als der christliche Glaube für viele von uns, was sich in deren Kultur wiederspiegelt und damit auch zu einem Kulturen-Konflikt führt, was sich besonders deutlich beim jüngsten "Karikaturen-Streit" gezeigt hat. Die westliche Welt ist so stark von einstmals starren, von der Kirche vorgegebenen Moralvorstellungen abgekommen, dass viele sich gar nicht mehr vorstellen konnten, jemanden mit der karikierten Darstellung eines Heiligen derart zu verletzen.

Blickt man allerdings zurück und stellt sich vor, noch vor garnicht allzu langer Zeit im christlichen Raum einen Jesus auf solche Weise dargestellt zu haben, wäre der Sturm der Entsetzung - wie gelungen die Karikatur auch immer gewesen sei - kaum messbar gewesen. Jetzt kann man sicherlich argumentieren, die arabische Welt sei rückständig. Angenommen, dies wäre so, hat dies immernoch nichts mit der Religion an sich zu tun, denn diese kann, am Beispiel des Werdegangs des Christentums, immer nur ruhend darauf warten, von denen, die an sie glauben, interpretiert zu werden. Und ich wage zu behaupten (obwohl ich beileibe kein Fachmann für diese Religion bin), dass der Islam derzeit auf die verschiedenen Auslegungen bezogen ein unermessliches Spektrum bietet, und dessen zahlreiche humanistisch-aufgeklärte Anhänger nicht vergessen werden sollten.

Deshalb gebe ich dir generell Recht, die Barrieren zwischen türkischstämmigen Menschen und christlich geprägten Deutschen mag höher sein als zwischen deutschen und sagen wir italienischen Menschen. Aber mit der Aussage, das läge "an den unterschiedlichen Religionen" halte ich für falsch und gefährlich. Es liegt wenn dann am unterschiedlichen Verständnis von Religion an sich, und inwiefern sie sich auf Alltag und Kultur auswirkt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@bennenson: So in der Art wollte ich das auch ausdrücken... Entweder ich bin dazu generell nicht in der Lage (geistig) oder es lag daran, dass ich gestern nur ein paar Stunden geschlafen habe... (hatte vorgestern letzte Abiprüfung)

Aber deinen letzten Post kann ich nur zustimmen... 8O :)
 
Photon schrieb:
Das freut mich zwar zu hören, aber mehr kommt nicht?

Gruß,
Photon

Naja was ich sagen wollte habe ich ja schon gesagt.:)
Mit der Integration hat man sehr spät angefangen.
Ich glaube das liegt auch daran ,dass man zuerst gedacht hat, dass die Gastarbeiter irgendwann mal zurückkehren würden.Selbst die Gastarbeiter hatten dies geglaubt.

Aber wie man heute sieht sind die Türken nun mal ein Teil der Gesellschaft geworden.
Deswegen meine Meinung man sollte die Hürden verringern , indem man viel untereinander kommuniziert.Und dafür braucht man halt die Sprache .:p
Die Türken und Deutschen leben nun mal isoliert voneinander.Wenn man Türken oder andere Ausländer als Nachbarn hat sollte man sie mal ansprechen.Schnell werden da die Vorurteile wegfallen und man wird sehen, dass der andere auch ein Mensch ist so wie alle anderen.

Wenn ich als Ausländer in ein fremdes Land leben und meine Brötchen verdienen will ,muss ich zuerst mal die Sprache können.Daran kommt man nicht vorbei.Jede Seite muss ein Schritt entgegen kommen.

Sorry ich kann meine Gedanken nicht so gut beschreiben.
gruß
konseyko
 
phip schrieb:
Die Regel ist es nunmal nicht, dass sich türkische Ausländer besonders gut in der Gesellschaft assimilieren... Und da kann mir jemand auch was anderes erzählen: Hauptgrund dafür ist die unterschiedliche Religion...

In meinen Augen, dezent ausgedrückt, Unfug.

Der Haken ist doch, als Türke oder Ausländer werden doch nur die Leute bezeichnet, die sich nicht umfassend integriert haben bzw. integriert wurden.

Der Mensch mit ausländischer Geburtsurkunde, mit deutschen Abi und Studium, erfolgreicher Ingenieurslaufbahn, das ist doch kein Ausländer.
Selbst wenn er in Ostanatolien geboren wurde.

Nach deutscher Sprechweise bedeutet Türke: zwischen 15 und 30 jahre, Gangsterklamotten, (schwer)kriminell, fährt 3er BMW und baggert arme deutsche Mädels an...

So, dann die Sache mit der Religion...
Ich will hier keinen in irgendeine Ecke schieben, aber vor 70 Jahren meinte auch einer, dass Angehörige einer Religion schuld wären...

Eine Religion kann nicht schuld am Verhalten der Gläubigen haben.
Es sind immer radikale Kräfte, die die religion als Vorwand nutzen, um ander Personen zu beeinflussen.

Abgesehen davon, vor 70 Jahren waren die Juden Schuld an der Misere, vor 15 Jahren die Ossis, und nune müssen halt die Türken als Prügelknaben der Nation herhalten.

Ursache dafür ist einfach der Fakt, dass viele Leute unzufrieden sind, und die Schuld jemanden zuschieben wollen.

gruss kelle!
 
Kelle schrieb:
Der Haken ist doch, als Türke oder Ausländer werden doch nur die Leute bezeichnet, die sich nicht umfassend integriert haben bzw. integriert wurden.
Der Mensch mit ausländischer Geburtsurkunde, mit deutschen Abi und Studium, erfolgreicher Ingenieurslaufbahn, das ist doch kein Ausländer.
Selbst wenn er in Ostanatolien geboren wurde.

Stimme ich dir mal zu :)

Kelle schrieb:
Nach deutscher Sprechweise bedeutet Türke: zwischen 15 und 30 jahre, Gangsterklamotten, (schwer)kriminell, fährt 3er BMW und baggert arme deutsche Mädels an...
Naja - für die Idioten vielleicht - genauso wie Deutsche für die Idioten anderer dick, unfreundlich, Schweinefresser und auf jeden Fall der Verführer armer Mädchen aus der Türkei ist. Mein Lieblingsspruch: Idioten gibt es überall !

Kelle schrieb:
So, dann die Sache mit der Religion...
Ich will hier keinen in irgendeine Ecke schieben, aber vor 70 Jahren meinte auch einer, dass Angehörige einer Religion schuld wären...
Eine Religion kann nicht schuld am Verhalten der Gläubigen haben.
Es sind immer radikale Kräfte, die die religion als Vorwand nutzen, um ander Personen zu beeinflussen.

Richtig, und hier muss man eigentlich ansetzen. Es kann nicht sein das unter dem Deckmantel der Religion zum Hass aufgerufen wird. Unabhängig unter dem Deckmantel welcher Religion auch immer. Wobei zur Zeit der Deckmantel des Islam ein häufig benutzter ist, leider. Und das obwohl mir von älteren Muslime oft erklärt wurde, dass der Islam eigentlich eine friedliche Religion ist (so leben diese Menschen das auch ! )

Kelle schrieb:
Abgesehen davon, vor 70 Jahren waren die Juden Schuld an der Misere, vor 15 Jahren die Ossis, und nune müssen halt die Türken als Prügelknaben der Nation herhalten.
Find ich persönlich ein bisschen harter Tobak, Kelle !

Ist eigentlich schon mal aufgefallen, das bei Integration von Ausländern auch hier fast ausschließlich das Thema auf Türken kommt. Es gibt viele andere Kulturen und Staatsangehörigkeiten die bei uns leben.
Ich denke nicht das "die Türken" als Prügelknaben herhalten - es geht einfach darum, daß grade türkischstämmige Jugendliche sich nicht intergrieren wollen. Wir haben auch hier bei uns viele türkischstämmige Jugendliche rumlaufen, die den deutschen Pass besitzen aber deutlich sagen, dass sie auf Deutschland sch**** und sich als Türke fühlen und zwar 100%.
Ich habe leider keine direkte Lösung für das Problem, ich finde es eher schade das sich ältere Türken viel besser integriert haben als die neue Generation. Der Kioskbesitzer bei uns (ein Türke der seit 39 Jahren in Deutschland lebt) hat mir das so erklärt (jetzt kommt eine Zusammenfassung ;) ): "Wir sind damals hierhin gekommen um zu arbeiten, haben nichts geschenkt bekommen und mussten uns anpassen um den Leuten die Angst zu nehmen . Dadurch das wir auf die Leute zugingen,ihre Kultur zum Teil übernommen haben kamen und den Rest ihrer Kultur deutlich respektiert haben, sind sie uns freundlich ein Stück entgegen gekommen. Die jetzige Generation musste es nicht mehr, ihnen wurde alles sofort zugestanden und daher sehen sie keinerlei Veranlassung die deutsche Kultur zu respektieren".

Daher ist bei mir die Frage entstanden, ob das Problem nicht etwas ein Religionsproblem oder ein Problem der Herkunft ist, sondern einfach ein Generationsproblem, das durch diese Faktoren nur noch verschärft ist ?!
 
Agroschx schrieb:
[...]"...Die jetzige Generation musste es nicht mehr, ihnen wurde alles sofort zugestanden und daher sehen sie keinerlei Veranlassung die deutsche Kultur zu respektieren".[...]
Wenn man heute den 14 bis 20-jährigen mal so im Vorbeigehen zuhört, dann scheint es "cool" zu sein, dieses deutsch-türkisch zu sprechen. Jeden Tag höre ich die Blagen sich unterhalten: "Weissu, voll krass, Alta. Ey, isch da hin und kein Scheiss, Alta, hat die Fotze misch voll angeschissen, Alta..."

So, nun mal die Gegenfrage: Warum sollte die türkische/arabische Jugend auch eine Notwendigkeit zur Anpassung sehen, wenn sie sich doch durch ihre Gewalt und bekloppte Redeweise "Respekt" unter der deutschen Jugend "verdient" haben und die ihnen nacheifert? Wenn es "cool" ist, undeutsch zu sein, warum sich in eine deutsche Gesellschaft integrieren?

Wie beseitigt man das Problem eigentlich?

Gruß,
Photon
 
Agroschx schrieb:
Ist eigentlich schon mal aufgefallen, das bei Integration von Ausländern auch hier fast ausschließlich das Thema auf Türken kommt. Es gibt viele andere Kulturen und Staatsangehörigkeiten die bei uns leben.
Ich denke nicht das "die Türken" als Prügelknaben herhalten - es geht einfach darum, daß grade türkischstämmige Jugendliche sich nicht intergrieren wollen.

Ist eigentlich schonmal aufgefallen, dass es in Ostdeutschland kaum Ausländer gibt, und trotzdem die Türken dort ganz böse sind?

Es ist doch ein rein mathematisches Problem/Phänomen...
Wenn sich von den 100 Isländern in Deutschland 90 komplett daneben benehmen, fällt es nicht auf.

Benimmt sich nur 1% der Türken bzw. türkischstämmigen Deutschen daneben, sind das locker mehrere zehntausend Leute.

Fehlgeschlagene Integration allein an Türken festzumachen, weil sie zahlenmäßig die stärkste Fremdnation in Deutschland sind, ist etwas gewagt...

gruss kelle!
 
Kelle schrieb:
Wenn sich von den 100 Isländern in Deutschland 90 komplett daneben benehmen, fällt es nicht auf.

Mir schon. Gegen diese Isländer sollte wirklich mal was unternommen werden 8)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kelle schrieb:
Benimmt sich nur 1% der Türken bzw. türkischstämmigen Deutschen daneben, sind das locker mehrere zehntausend Leute.
ist dann aber schon ärgerlich und beängstigend wenn sich zehntausende türken daneben verhalten :-?
 
iNeXtreMo schrieb:
ist dann aber schon ärgerlich und beängstigend wenn sich zehntausende türken daneben verhalten :-?

Und, wo ist die Integration eher fehlgeschlagen?
Wo 1% auf die Kacke hauen oder 90%?

gruss kelle!